Nach fünf Jahren Pause fanden jetzt die Mittelhessischen Schultheatertage wieder statt. Im Jugendzentrum Jokus brachten Schüler von der Grundschule bis zur Oberstufe ihre Stücke auf die Bühne. Fernab des Rampenlichts konnten sie diese gemeinsam reflektieren und in Workshops an ihren Fähigkeiten feilen. Auch die Theater AG der Gesamtschule Mücke war mit ihrem Stück „Die Große Wörterfabrik“ vertreten.

 

 

 

 

 

Artikel aus GAZ

Ein erbitterter Kampf herrscht zwischen Erdlingen und Außerirdischen. Es geht um eine neuartige Energiequelle. In Slow Motion folgt Schlag auf Schlag. Dann auf einmal die Einsicht: »Du hast schöne Haare«, sagt ein Erdling zum Außerirdischen. »Ich mag deine Hose«, gibt der zurück. »Stabiler Haarschnitt«, lobt ein Dritter.

Lauter Applaus belohnt die Viertklässler der Pestalozzischule für ihren Auftritt. Die Schule ist eine von sechs, die an den Mittelhessischen Schultheatertagen im Jugendzentrum Jokus teilnehmen. Außerdem ist das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium mit »Heroes«, die Ricarda-Huch-Schule, die Clemens-Brentano-Europaschule Lollar mit »Wie viele bin ich?«, die Gesamtschule Mücke mit »Die große Wörterfabrik« und die ISG Schlitzerland mit »Courage« vor Ort. »Das Besondere an den Schultheatertagen ist, dass sie Grundschule, Mittelstufe und Oberstufe verbinden«, erklärt die Vorsitzende des Vereins »SpielArt – Schultheaterzentrum«, Patricia Stasch, die die Theatertage gemeinsam mit dem Fachberater für Kulturelle Bildung am Schulamt Gießen , Olaf Dinkela, organisiert.

Nina Hahn ist Koordinatorin des Programmes »Theater für alle«, das Grundschülern die Teilnahme am Darstellenden Spiel (DS) ermöglicht, was die Pestalozzischule auch nutzt. Die Landeskoordinatorin für Darstellende Künste am hessischen Kultusministerium Hahn erklärt, dass die Schultheatertage auch eine Chance für die angehenden DS-Lehrkräfte seien, Gelerntes mit fremden Schülern auszuprobieren.

Im Fall der Pestalozzischüler werden die Reflexionen beispielsweise von den angehenden DS-Lehrkräften Franziska Hubach und Anna Sprenger angeleitet. Die Schüler-Schauspieler schreiben ihre liebsten und schwierigsten Momente auf.

Die Schüler der Integrierten Gesamtschule Schlitzerland stellen in ihrem Stück »Courage« Toleranz in den Mittelpunkt: Eine Mitschülerin wird gemobbt: »Wie siehst du denn aus?«, sagte einer, »Du bist hässlich!«, meint ein anderer. Da steht eine Mitschülerin auf: »Ich finde es toll, wenn man anders ist!« Ähnliches bei der Mittagspause: Alle packen ihr Essen aus, einer hat keines dabei. Nach der Mobbing-Variante – »Haben deine Eltern dich nicht lieb? Bist du arm?« folgt die Alternative, bei der sich alle das Essen teilen.

Sebastian Songin vom Stadttheater Gießen, Fabian Guillery vom Schultheater-Studio Frankfurt und Nina Hahn leiten die Workshops zwischen den Auftritten. Guillery hat zunächst die Zehntklässler des Landgraf-Ludwigs-Gymnasium vor sich.

Ihre erste Aufgabe ist es, ihre Namen mit einer Eigenschaft zu verbinden. Da sind manche »super verwirrt« oder »fantastisch«, andere »müde« oder »muskulös«. Die Schüler sollen sich nun gemäß dieser Eigenschaften begrüßen: »Beim Hallosagen bleibt die Eigenschaft des anderen kleben.« Am Ende haben die Schüler mehrfach ihre Persönlichkeit gewechselt, einige Eigenschaften sind komplett verloren gegangen. […]

Bis 2018 fanden die Mittelhessischen Schultheatertage abwechselnd in Gießen und Marburg statt, dann folgte Corona. Für die Wiederbelebung erhielten die Schultheatertage, die vom Staatlichen Schulamt initiiert werden, finanzielle Unterstützung von der Stadt Gießen. »Wir tauchen wieder auf«, lautet nach fünfjähriger Pause das Motto der Veranstaltung, das passend mit einer Zeichnung von einem gelben U-Boot veranschaulicht wird.

»Das Staatliche Schulamt ist sehr froh, dass die Mittelhessischen Schultheatertage wieder starten und dass Schulen aus dem gesamten Schulamtsgebiet dabei sind«, freut sich auch Kerstin Gromes, schulfachliche Aufsichtsbeamtin des Staatlichen Schulamtes.
Schultheatertage in Gießen